Erosionsschutz auf Ackerflächen im Stiefingtal
Ansprechperson
DI (FH) Isabella Kolb-Stögerer (KLAR!-Managerin Stiefingtal)
T: 0664/2528595
E: isabella.kolb@reiterer-scherling.at
Ausgangssituation
Das Stiefingtal ist, wie viele andere Regionen auch, von der vom Menschen hervorgerufenen Klimakrise betroffen: Wetterextreme wie Starkregen, Trockenheit und Wind nehmen zu. Die durchschnittlichen Temperaturen steigen, die Sommer werden immer heißer. Einerseits steigt die Unwettergefahr, andererseits besteht die Gefahr von Wasserknappheit. Die Biodiversität leidet, Schädlinge und invasive Neophyten breiten sich aus, die Pollenbelastung steigt. Bäume und Sträucher leiden unter der Klimakrise. Die bestehende Zersiedelung erschwert die Versorgung der Bevölkerung im Fall einer Katastrophe. Das Stiefingtal ist eine KLAR! Region – eine Klimawandel-Anpassungsmodellregion. Seit 2018 unterstützt der Klima– und Energiefonds der Österreichischen Bundesregierung im Stiefingtal Schutzmaßnahmen, um sich vor den Schäden der Klimakrise zu schützen und damit umzugehen.
Ablauf der Umsetzung
Hannes Obendrauf stellte Ackerflächen für drei Schauversuchsfelder zur Verfügung. Im Sommer 2018 begann er mit dem Grubbern der Fläche in einer Tiefe von 25 cm. Ende Juli baute er die beiden ersten Versuchsvarianten, Ende August 2018 die dritte Versuchsvariante an. Die Zusammenstellung der Samenmischungen erfolgte gemeinsam mit Ing. Stefan Neubauer von der Landwirtschaftskammer Steiermark. Im November 2018 fand die erste Versuchsbesichtigung statt. Wachstum und Wurzeltiefe der Pflanzen wurden verglichen. Gülle- und Begrünungseinarbeitung mittels Scheibenegge erfolgten Ende März, der kombinierte Anbau mit Kreiselegge und mulchsaattauglichem Sähgerät Anfang April 2019. Ein Starkregenereignis Mitte Mai führte bei der Versuchsfläche mit ca. 15 % Hangneigung zu keinem ersichtlichen Bodenabtrag. Bei der zweiten Versuchsbesichtigung im Mai 2019 wurden die Auswirkungen der unterschiedlichen Pflanzen auf den Boden verglichen.
Erreichte Ziele
Die Ergebnisse der Schauversuchsfelder wurden von Stefan Neubauer ausgewertet und brachten viele praktische Erkenntnisse für Landwirte, z.B. dass der frühere Begrünungsanbau mehr Masse und stabile Stängel für die Mulchsaat bildet als der Anbau zu einem späteren Zeitpunkt. Die Pflanzenreste schützen nur vor dem Austrocknen und dem Abschwemmen des Bodens. Relativwerte auf der Basis 10-jähriger Messungen zeigen den Einfluss der Bodenbedeckung mit Ernteresten auf Abfluss und Bodenabtrag (Quelle: Gute fachliche Praxis zur Vorsorge gegen Bodenschadverdichtungen und Bodenerosion, BMVEL). Bei der klassischen Bodenbearbeitung mit einem Pflug einer Bodenbedeckung von 0 % fließen 45 % der Regenmenge ab. Bei einer Mulchsaat mit einer Bodenbedeckung von ca. 30 – 50 % beträgt der Abfluss der Regenmenge < 30 %. Die abgetragene Bodenmenge, gemessen an der Pflugparzelle, liegt bei nur 8 %. Die zusätzlichen Pflanzen der Mulchsaat nehmen aktiv CO2 auf, der Boden wird durch die Einarbeitung der Pflanzen mit CO2 angereichert und dort gespeichert. Durch die Mulchsaat wird Humus aufgebaut, langsam und langfristig. Etwa 3 % vom Ackerboden bestehen aus Humus, durch regelmäßige Mulchsaat erhöht sich dieser Wert in 10 – 20 Jahren um ca. 1 %. Die Geschwindigkeit ist abhängig vom Bodenaufbau und der Menge an organischer Substanz, welche zusätzlich in den Boden eingearbeitet wird.