Energiewende mit regionaler Energieraumplanung in Großstadtnähe
DI Claudia Rauner (claudia.rauner@gu-sued.eu)
Gemeinde: Gemeinden d. Regionalen Verkehrs und Wirtschaftsgemeinschaft GU-Süd
Telefon: +43 664 889 034 33
Themenfeld: Energieraumplanung
Kurzbeschreibung:
Die Klima- und Energiemodellregion Graz-Umgebung Süd (KEM GU-Süd) besteht aus den Gemeinden Fernitz-Mellach, Gössendorf, Hart bei Graz, Hausmannstätten und Raaba-Grambach und liegt südöstlich der Stadt Graz im Bezirk Graz-Umgebung. Der Bezirk Graz-Umgebung und zählt gemeinsam mit der Stadt Graz und dem Bezirk Voitsberg zum Steirischen Zentralraum.
Dynamische Entwicklung
Dieser entwickelt sich dynamisch, wobei drei der fünf KEM-Gemeinden laut Regionaler Bevölkerungsprognose Steiermark, 2016 zu den Top 10 Gemeinden in der Steiermark mit dem stärksten Bevölkerungswachstum zählen: Raaba-Grambach (Platz 4), Gössendorf (Platz 6) und Hart bei Graz (Platz 9). Damit einhergehend steigt der Energieverbrauch als auch der Nutzungsdruck auf die noch verbleibenden Bodenflächen Gleichzeitig steigen in den Gemeinden auch die Kosten zur Bereitstellung von Infrastruktur, wie Wohnen, Mobilität und Bildung.
Feinstaub Sanierungsgebiet
Zusätzlich zur dynamischen Entwicklung liegen alle KEM-Gemeinden in einem Sanierungsgebiet im Sinne des § 2 Abs. 8 IG-L für den Luftschadstoff PM10 (Feinstaub). Gemäß Steirischem Raumordnungsgesetz 2010 (§ 22, Abs. 8 und 9) sind Sanierungsgebiete gemäß IG-L auch Vorranggebiete für Maßnahmen im Raumwärmebereich. D.h. die betroffenen Gemeinden müssen in ihren Energiekonzepten eine mögliche Fernwärmeversorgung überprüfen. Die Maßnahme betrifft v.a. die Gemeinden, die noch nicht oder kaum mit Fernwärme versorgt werden.
Ausgangssituation
– 2018: Leitfaden & Förderung „Sachbereichskonzept Energie“ (SKE) Land Stmk
In dem Leitfaden des Landes Steiermark zur Erarbeitung eines „Sachbereichkonzeptes Energie“ (SKE) steht beschrieben, wie Vorranggebiete für Fernwärme und energiesparende Mobilität festzulegen sind. Alle Mitgliedsgemeinden haben die Förderung vom Land Steiermark zur Erarbeitung eines “Sachbereichskonzept Energie“ beantragt. Die Vorgaben vom Land Steiermark hinsichtlich der Ermittlung von Fernwärmevorranggebieten wurden von dem leitenden Raumplaner DI Roland Kloss (i.A. DI Sylvia Vorstandlechner, Malek & Herbst) noch auf Gebäudeebene in zentralen Gebieten erweitert. Dazu wurde die Wärmeversorgungsinfrastruktur mit eingesetzten Energieträgern von der Gemeindeverwaltung erhoben.
– 2019: Politische Vorarbeiten SKE & Regionale Energieraumplanung
Beratungen in Ausschusssitzungen und die Fassung von GR-Beschlüssen zur Durchführung der Energieraumplanung auf Gemeindeebene und auf regionaler Ebene.
– 2020: Einpflegung Ergebnisse SKE in örtliche Raumplanungsinstrumente (ÖEK)
Die Ergebnisse der einzelnen „Sachbereichskonzepte Energie“ wurden von den RaumplanungsexpertInnen (Malek&Herbst, Interplan, Verkehrplus, Ingenieurbüro Battyan, Kampus) in die örtlichen Raumplanungsinstrumente (Örtliches Entwicklungskonzept – ÖEK) eingepflegt. Im Jahr 2021 erlangten diese mit erfolgtem Gemeinderatsbeschluss Rechtsverbindlichkeit.
– 2021: Zusammenführung zum „Regionalen Sachbereichskonzept Energie“
Nachdem nun alle Gemeinden Vorranggebiete für Fernwärmeversorgung, energiesparende Mobilität, sowie Klima- und Energieziele festgelegt hatten wurden diese Ergebnisse in ein übergeordnetes Dokument „Regionales Sachbereichskonzept Energie“ der KEM GU-Süd vom leitenden Raumplaner DI Roland Kloss (i.A. DI Sylvia Vorstandlechner, Malek & Herbst) zusammengeführt.
Das „Regionale Sachbereichskonzept Energie“ ergab, dass 2/3 der Hauptgebäude in der Region mit fossilen Energieträgern (Heizöl, Erdgas) beheizt werden. Die räumliche Darstellung der Vorranggebiete für Fernwärme und energiesparende Mobilität bieten nun das erstmals möglich gewordene „Big Picture“ einer energiesparenden Siedlungsentwicklung der Region auf.
Damit können auf kommunaler Ebene die räumlichen Voraussetzungen für die Energiewende und die Einhaltung internationaler Klimaschutzverpflichtungen geschaffen werden.
– 2022: Rechtskraft der örtlichen Raumplanungsinstrumente (ÖEK) und arbeiten an Umsetzung
Zwischenzeitlich haben alle Gemeinden ihr örtliches SKE rechtskräftig abgeschlossen und arbeiten nun an der Umsetzung.
Erreichte Ziele
Direkte Resultate:
– Fernitz-Mellach: Umstellung VS Mellach auf Fernwärme aus Biomasse-Heizwerk von Wärmeliefergemeinschaft Lederer jährliche Ersparnis von 26% oder ca. 65.000 kWh, Ausbau des Nahwärmenetzes der Nahwärme Fernitz entsprechend den Empfehlungen des Leitfadens. Die Freiwillige Feuerwehr Mellach und ein Gemeinde-Wohnhaus in Fernitz werden im Laufe von 2022 folgen. Ab 6 Wohneinheiten sollen 50% der Parkplätze in oder unter dem Gebäude errichtet werden.
– Gössendorf: Vortrag und Energieberatungen mit Regionalenergie für Bevölkerung angeboten, E-Bike Ladestelle in Errichtung, ÖV-Dauerkarten- und E-Mobilität (Bike und Moped) Förderungen
– Hart bei Graz: 2 Jahre Baustopp im Zentrum vom Gemeinderat im Jahr 2020 beschlossen, Lenkungsmaßnahmen zur Verkehrsberuhigung des Ortszentrum, Bewusstseinsbildungsprogramm Energiesparpiloten motiviert zum Umsteigen auf klimafreundliche Mobilitätsformen, wie z.B. GUST-Mobil, e-Car-Sharing, ÖV-Dauerkarten-Förderungen (z.B. Klimaticket), E-Bike Förderung
– Hausmannstätten: Anschluss des Gemeindezentrums (inkl. Kinderkrippe ca. 1.600 m²) an die Nahwärme der Bioenergie Hausmannstätten vor einem Monat (noch keine Daten vorhanden, Baustopp im Zentrum vom GR in 2021 beschlossen
– Raaba-Grambach: Nahverkehrsknoten mit Radabstellanlage in Planung
Indirekte Resultate:
– Fernitz-Mellach: neues Gemeindeamt an Nahwärme Fernitz angeschlossen, Grundsatzbeschluss zur Bestückung gemeindeeigener Dachflächen mit Photovoltaik-Anlagen gefasst
– Gössendorf: Vortrag und Energieberatungen mit Regionale Energie für Bevölkerung angeboten, E-Bike Ladestelle in Errichtung, ÖV-Dauerkarten-Förderungen
– Hart bei Graz: Baukulturbeirat eingerichtet
– Hausmannstätten: ÖV -Förderungen weiter verbessert (z.B. Klimaticket)
– Raaba-Grambach: E-Car-Sharing Angebot weiter verbessert, ÖV-Dauerkarten-Förderungen